Dass wir Menschen mit unserem optischen Erscheinungsbild nicht zufrieden sind, ist ein alter Hut. Welchen Grund sonst sollte es denn sonst haben, dass sich ein Großteil der Trainierenden im Fitnessstudio abrackert? Einmal von leistungsorientierten Sportlern abgesehen liegt die Ursache meist schlicht im Wunsch danach, besser auszusehen. Da es dem einen oder anderen nicht schnell genug geht, und es auch gewiss Dinge gibt, die sich auf natürlichem Wege nicht verändern lassen, boomt der Markt für Schönheitsoperationen. Fett absaugen? Kein Problem! Den Höcker auf der Nase entfernen? Kleinigkeit! Mal eben zwei Körbchengrößen hinzufügen? Auch das ist mittlerweile Standard.
Was aber mit Sicherheit nicht in die Kategorie der Standardeingriffe fällt, ist die Entfernung von Rippen, um ganz wie Barbie eine extrem schmale Wespentaille zu bekommen. Das klingt zu verrückt, um wahr zu sein? Keinesfalls, denn neben der Schwedin Pixee Fox, die den Eingriff bereits vor Jahren hat durchführen lassen, ließ sich vor kurzem auch Sophia Wollersheim gleich vier Rippen entnehmen.
Warum macht man so etwas? Welche Folgen hat es, wenn wir uns zugunsten eines Schönheitsideals derartigen Eingriffen unterziehen? Und widerspricht ein solcher Eingriff nicht eigentlich dem Hippokratischen Eid?
Medienwirksame Rippenentfernung in Beverly Hills
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Im wahrsten Sinne in den Fokus der Betrachter hat Sophia Wollersheim ihre Rippenentfernung gerückt, denn die Frau, die gerne mit der Aussage »Schönheit ist mir wichtiger als mein Leben« zitiert wird, hat ihre Schönheitsoperation gleich durch ein Kamerateam des TV-Senders RTL begleiten lassen. Für ihren Traum von der Wespentaille reiste sie mit Sack und Pack nach Los Angeles und ließ sich dort nicht nur jeweils zwei Rippen auf jeder Seite entfernen, sondern gleich auch noch 3 Liter Fett absaugen und dieses zur Perfektion ihres Hinterteils in den Po injizieren. Wie entsprechende Statistiken belegen, ist Frau Wollersheim allerdings kein Einzelfall mehr. Ganz im Gegenteil scheint sich in der plastischen Chirurgie ein solcher Trend abzuzeichnen. Grund genug, dass Mediziner wie Professor Ulrich Kneser, seines Zeichens plastischer Chirurg und Direktor einer Klinik in Ludwigshafen, Alarm schlagen und vor diesem gefährlichen Trend warnen.
Wozu brauchen wir unsere Rippen überhaupt?
Warum dieser Wunsch nach mehr »Schönheit« tatsächlich lebensgefährliche Ausmaße annehmen kann, erklärt ein Blick auf die Funktionen unserer Rippen. Unsere insgesamt 24 Rippen sind paarweise angeordnet und verlaufen ausgehend von der Wirbelsäule in Richtung des Brustbeins, wobei einige Rippenpaare fest mit dem Brustbein verwachsen sind. Damit geben die Rippen unserem Brustkorb seine typische Form und umschließen lebenswichtige innere Organe wie das Herz und die Lunge wie ein schützender Käfig. Darüber hinaus werden auch die Milz und die Leber durch Rippenbögen geschützt. Zudem ist die zwischen den einzelnen Rippen befindliche Intercostalmuskulatur an der Atmung beteiligt, da sie das Heben und Senken des Brustkorbs unterstützt. Hätten wir keine Rippen, würde der im Organismus herrschende Druck für das Kollabieren der Lunge sorgen, was die Atmung unmöglich macht.
Angenommen, du lässt dir ein oder gar zwei Rippenpaare entfernen, reduzierst du die Schutzwirkung des Brustkorbs. Dabei werden insbesondere die Leber und die Milz massiv beeinträchtigt.
Können während der OP Komplikationen auftreten?
Bevor wir uns aber genauer mit etwaigen Langzeitfolgen beschäftigen, müssen wir natürlich auch das Gefahrenpotential einer solchen Operation ins Auge fassen. Zunächst einmal wären die obligatorischen Risiken zu nennen, die mit jeder Operation aber insbesondere mit Eingriffen unter Vollnarkose verbunden sind. Nicht umsonst raten die meisten Mediziner vehement von aus gesundheitlichen Gründen nicht unbedingt notwendigen Operationen dringend ab. Komplikationen bei der Narkose, Entzündungen sowie multiresistente Erreger (MRSA) sind nämlich unabhängig von der Qualifikation der Mediziner immer ein Risikofaktor. Hinzu kommt das spezifische Risiko, dass das Rippenfell während der Operation beschädigt werden kann. Im Rahmen dieses sogenannten Pneumothorax tritt Luft in den Brustkorb ein, was im schlimmsten Fall zum Kollaps eines oder gar beider Lungenflügel führt. Weiter sind auch Verletzungen anderer Organe sowie im Allgemeinen ein nicht unerheblicher Blutverlust möglich.
Unabwägbarkeiten und Einschränkungen
Wesentlich gefährlicher sind jedoch die möglichen Langzeitfolgen der Rippenentfernung. Denn wie bereits erwähnt, fehlt dadurch der Schutz für wichtige Organe gegenüber äußeren Einflüssen damit teilweise oder sogar ganz. Kommt es nun beispielsweise zu einem Unfall oder Sturz steigt das Risiko bei Menschen mit fehlenden Rippen enorm, während der gleiche Sturz im Regelfall glimpflich ausgeht. Mit einer solchen Operation geht natürlich auch das Tragen besonders eng taillierter Kleidung einher, um die Wespentaille zu betonen. Das wiederum hat jedoch eine enorme Kompression des Weichteilgewebes zur Folge, wodurch sich Form und Lage von Organen verändern können. In Kombination mit dieser Einschnürung kann die Rippenentnahme sogar die Atmung beeinträchtigen, da sich der Brustraum deutlich verkleinert. Das macht sich natürlich auch beim Sport bemerkbar, sofern dieser überhaupt noch durchführbar ist. Anstrengende Aktivitäten sind durch die eingeschränkte Atmung oder etwaige Schmerzen nämlich kaum mehr möglich. Der Spruch: »Wer schön sein will, muss leiden« bekommt an dieser Stelle gleich eine ganz andere Bedeutung.
Damit aber noch nicht genug, denn sind die Rippen einmal entnommen, gibt es keinen Weg mehr zurück. Nach einem solchen Entschluss musst du also dein gesamtes Leben damit zurechtkommen. Problematisch ist dies freilich auch vor dem Hintergrund, dass es bis dato keine Langzeituntersuchungen gibt, die den Einfluss eines solchen Eingriffs über Zeiträume von 10, 20, 30 oder gar 50 Jahren bemessen.
Eingriffe sind in Deutschland derzeit nicht möglich
In einem Punkt gibt es allerdings Entwarnung, denn so leicht lässt sich eine Rippenentnahme nicht durchführen. Im Gegensatz zu Fettabsaugungen, Hautstraffungen, Nasenkorrekturen oder dem Einsetzen von Brustimplantaten, handelt es sich bei der Rippenentfernung aus ästhetischen Gründen nicht um einen sogenannten Standardeingriff. Darum werden derartige Operationen zumindest derzeit noch nicht in Deutschland oder Österreich durchgeführt.
Warum gehen manche Menschen überhaupt dieses Risiko ein?
Unter der Fragestellung, was Menschen dazu treibt, ihrem Körper so etwas anzutun, wollen wir am Schluss noch einmal einen Bogen zu Sophia Wollersheim schlagen. Gründe für schönheitschirurgische Eingriffe gibt es an sich vier. Erstens: Tatsächlich sinnvolle Korrekturen, wie beispielsweise die Korrektur einer angeborenen Entstellung oder im Nachgang eines Unfalls. Zweitens: Der Wunsch, an sich aus welchem Grund auch immer, etwas verbessern zu wollen. Drittens: Das Erhaschen von Aufmerksamkeit im Rahmen einer gezielten Marketing-Kampagne. Und viertens: Das Vorhandensein einer sogenannten Dysmorphogie, worunter man die Angst versteht, nicht schön genug beziehungsweise entstellt auszusehen. Insbesondere dann, wenn ein Eingriff in starkem Gegensatz zum reellen Körperbild steht, sodass dieser aus objektiven Gesichtspunkten nicht nachvollzogen werden kann, sprechen Mediziner von einer krankhaften Ausprägung. Gerade vor dem Hintergrund, dass Frau Wollersheim ihre Operation immerhin mit Hilfe eines Kamerateams in Szene gesetzt hat, wollen wir es dir überlassen, welchen Grund für den Eingriff du am wahrscheinlichsten hältst.
Welche Verantwortung tragen die plastischen Chirurgen?
Unabhängig davon aber, was generell der Grund für einen Eingriff solchen Kalibers ist, sollten wir uns die Frage stellen, welche Verantwortung in diesem Zusammenhang überhaupt die Mediziner tragen? Immerhin berufen sich diese auf den im Eid des Hippokrates verankerten Ehrenkodex, dem Menschen nicht zu schaden und nur dann einzugreifen, wenn es notwendig ist. Ein Punkt, über den im Angesicht der definitiv überwiegenden Nachteile durchaus einmal nachgedacht werden sollte. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass verantwortungsvolle Ärzte gute Aufklärungsarbeit leisten und Patienten mit »gefährlichen« Wünschen nach Hause schicken, ebenso wie es in Deutschland bereits im Vorfeld von 10 Prozent der schönheitschirurgischen Eingriffe der Fall ist.
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