Es ist noch nicht allzu lange her, da wurde Fett hierzulande als der Figur- und Gesundheitskiller schlechthin bezeichnet. Gut, dass es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass genau das Gegenteil der Fall ist, zumal die richtigen Fette für unseren Organismus überlebensnotwenig sind. Einen Schritt weiter gehen die Inder, denn bereits vor über 2.000 Jahren nutzte man gesunde Fette nicht nur als Nahrungsmittel, sondern wusste auch um deren Heilwirkung. Ein solches “Wundermittel” ist das aus dem Ayurveda bekannte “Ghee“. Was aber hat es damit auf sich? Welche Vorteile hat Ghee? Und wie wird Ghee angewendet?
Was ist Ghee eigentlich?
Exotische Produkte verkaufen sich insbesondere im Fitness- und Gesundheitsbereich besonders gut, denn ihnen wohnt immer der gewisse Zauber eines Wundermittels inne. Auch bei Ghee ist das nicht wirklich anders, wird das spezielle Fett in der asiatischen Medizin doch seit alters her verwendet und aufgrund der ihm zugeschriebenen Heilwirkung auch als “goldenes Elixier” bezeichnet.
Dabei ist Ghee gar nichts so besonderes. Unter dem Strich handelt es sich nämlich lediglich um geklärte Butter bzw. um Butterschmalz. Rein technisch betrachtet ist Ghee also nichts weiter als fast 100 Prozent reines Fett (genau genommen ca. 99,5 Prozent), das frei von Milchzucker und Milcheiweiß ist. Damit unterscheidet es sich auch von der Butter, die wir ebenfalls gerne in unserer Küche verwenden.
Wo liegt der große Unterschied zwischen Ghee und Butter?
Auf der Makronährstoffebene zeichnet sich Ghee gegenüber der Butter in erster Linie durch das Fehlen von Kohlenhydraten und Proteinen aus sowie durch die Tatsache aus, dass es sich um beinahe reines Fett handelt. Hinsichtlich der Zusammensetzung des Fetts gleichen sich Butter und Ghee wiederum.
Wie nicht anders zu erwarten bestehen beide primär aus gesättigten Fettsäuren, die in moderaten Mengen entgegen der landläufigen Meinung ebenfalls gesund sind und von unserem Organismus benötigt werden. Darüber hinaus enthalten sowohl Butter als auch Ghee nennenswerte Mengen an Vitamin A, E und K sowie wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Phosphor, Magnesium, Calcium und Natrium. Es scheint also, als sei Ghee doch nichts so Besonderes, oder?
4 Gründe, warum Ghee gegenüber Butter die Nase vorn hat
Nun, auch wenn die nährstofftechnischen Unterschiede geringer sind als zunächst angenommen, ergeben sich in der Praxis einige Vorteile für Ghee. Durch das Fehlen von Milcheiweißen und Milchzucker ist Ghee eine offensichtlich deutlich verträglichere Alternative für Menschen mit Laktoseintoleranz. Wichtig ist das auch aufgrund der Tatsache, dass Butter deutlich gesünder ist, als die bis vor wenigen Jahren noch als “besonders gesund” bezeichnete Margarine. Hier kommt es lediglich auf die Dosis an.
Dass Ghee in der ayurvedischen Medizin schon seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle spielt, liegt nicht zuletzt daran, dass Ghee in den Zellen deines Körpers keine freien Radikale bildet. Diese greifen die Zellen an, schwächen das Immunsystem und können neben der Hautalterung sogar Krankheiten begünstigen. Kein Wunder, dass Ghee in Indien eine lange Tradition als Anti-Aging-Produkt hat.
Auch wer Gemüse, Fisch und Fleisch gerne besonders aromatisch anbrät, sollte eher zu Ghee bzw. Butterschmalz als zur klassischen Butter greifen. Ghee lässt sich anders als Butter nämlich auf bis zu 205 Grad Celsius erhitzen, während der Rauchpunkt bereits bei 175 Grad Celsius liegt. So gehst du nicht nur potentiell schädlichen Transfettsäuren aus dem Weg, sondern verminderst auch die Wahrscheinlichkeit für Brandverletzungen durch umherspritzendes Fett, zumal in Ghee kaum noch Wasser enthalten ist, das verdampfen könnte.
Damit aber noch nicht genug, denn schon in den alten Schriften werden dem Ghee einige handfeste gesundheitliche Vorteile nachgesagt. Demnach hilft Ghee nicht nur dabei, die Haut “von innen und außen” jung zu halten, sondern wirkt sich auch positiv auf die allgemeine Zellregeneration aus. Hinzu kommen Eigenschaften wie die Anregung des Appetits, die Aktivierung des Stoffwechsels, die Linderung von Verdauungsproblemen, eine verbesserte Wundheilung, eine entzündungshemmende Wirkung und nicht zuletzt die Eigenschaft, die Gedächtnisleistung zu verbessern. Ein echtes Superfood also.
Kann Ghee aus gesundheitlicher Sicht halten, was es verspricht?
Zunächst einmal sollten wir uns darüber klar werden, dass Ghee kein Wundermittel ist, sondern im Grunde genommen einfach nur ein Lebensmittel, das auch bei uns schon seit Jahrtausenden verwendet wird. Da es sich um reines Fett, und damit natürlich auch eine waschechte Kalorienbombe handelt, sollten wir es mit dem Konsum von Ghee ebenso mit Paracelsus halten wie mit nahezu jedem anderen Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel: “Die Dosis macht das Gift!”
In Maßen genossen kann Ghee tatsächlich seine positive Wirkung entfalten. Geht es nach führenden Ayurveda-Experten, reicht für einen durchschnittlich gebauten Menschen bereits ein Teelöffel Ghee pro Tag aus, um von den positiven Effekten zu profitieren. Und genau diesen Effekten wollen wir uns nun einmal im Detail widmen. Denn, du musst nicht einmal an das zugegeben etwas an Hokuspokus erinnernde Ayurveda-Konzept glauben, um von Ghee bzw. Butterschmalz zu profitieren.
Die 6 wichtigsten Wirkungsweisen von Ghee
1. Ghee hilft bei der Entgiftung
Ghee wird im Ayurveda schon seit Urzeiten für Entgiftungszwecke genutzt, indem es zu speziellen Tinkturen und Getränken für die innere Anwendung angerührt wurde. Um von der entgiftenden Wirkung zu profitieren, musst du dich allerdings nicht unbedingt an die exotischen Rituale halten. Hier reicht es vollkommen aus, wenn du regelmäßig ein wenig Butterschmalz konsumierst. Auf diese Weise können nämlich sowohl fettlösliche Schlackenstoffe als auch Toxine aus dem Körper ausgeschieden werden.
2. Ghee hat eine verjüngende Wirkung
Wie bereits angesprochen haben freie Radikale einen negativen Einfluss auf die Zellen, indem sie diese beschädigen und so schneller altern lassen. Da freie Radikale aber in vielen Lebensmitteln enthalten sind, braucht es einen Gegenpol, der deren Wirkung entgegensteuert. Mit seiner stark antioxidativen Wirkung ist Ghee hier ideal.
3. Ghee kann den Stoffwechsel anheizen
Du fühlst dich schlapp und müde? Dann kann die Ursache unter Umständen ein träger Darm sein, denn dieser lässt auch deinen Stoffwechsel im Allgemeinen deutlich langsamer arbeiten. Da trifft es sich hervorragend, dass die in Butterschmalz enthaltenen Antioxidantien und die enthaltenen Fettsäuren deinen Darm und damit auch den gesamten Stoffwechsel auf Trab bringen. Gerade für Sportler ist das enorm wichtig, denn wie sollte dein Körper die zugeführten Nährstoffe sonst effizient umsetzen?
4. Ghee macht dich leistungsfähiger
Ghee macht aber nicht nur deinen Darm und den Stoffwechsel leistungsfähiger, sondern hat bei regelmäßigem Konsum auch einen messbaren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit deiner grauen Zellen. Genau genommen kann Ghee die Konzentrationsfähigkeit erhöhen, was sich natürlich in zahlreichen Lebensbereichen positiv auswirkt.
5. Ghee hemmt Entzündungen
Was schon die alten Inder vor über 3.000 Jahren wussten, ist mittlerweile auch durch einige wissenschaftliche Studien bestätigt: Ghee bzw. Butterschmalz hat eine entzündungshemmende Wirkung. Und das gilt sowohl für die äußere als auch für die innere Anwendung. Während die äußere Anwendung auf der Haut beispielsweise die Behandlung von Hautkrankheiten wie Couperose unterstützen kann, macht sich die entzündungshemmende Wirkung bei der innerlichen Anwendung insbesondere im Magen-Darm-Trakt bemerkbar.
6. Ghee beruhigt den Organismus
Schon interessant, dass die Inhaltsstoffe von Ghee auf den Körper nicht nur anregend, sondern an den richtigen Stellen auch beruhigend wirken. Einige Studienweisen nämlich darauf hin, dass die in Butterschmalz enthaltenen Fettsäuren die Stressresistenz erhöhen können. In Zukunft heißt das dann wohl nicht mehr “abwarten und Tee trinken”, sondern “abwarten und Ghee nehmen”.
Ghee mit wenig Aufwand selbst herstellen
Wer sich im Supermarkt auskennt, der weiß, dass ein 500-Gramm-Becher Butterschmalz alles andere als ein Schnäppchen ist. Deutlich günstiger ist es, wenn du dir Butterschmalz selbst herstellst. Und dazu brauchst du, wer hätte das gedacht, lediglich etwas Butter.
- Nimm die Butter zur Hand und schmelze diese in einem Topf auf. Achte aber darauf, dass du auf dem Herd nur die kleine Flamme verwendest, sodass die Butter langsam und schonend schmelzen kann.
- Warte dann, bis sich die Butter klärt, also bis das Wasser verdampft, und sich das Milcheiweiß am Boden des Topfes absetzt. Wichtig: Nicht umrühren!
- Nach gut 30 Minuten hat sich das Eiweiß komplett am Boden abgesetzt und das fertige Butterschmalz schwimmt als goldgelbe Flüssigkeit oben auf.
- Gieße das flüssige Schmalz nun durch ein Baumwollhandtuch in ein Einmachglas.
- Anschließend ist das fertige Ghee über mehrere Monate haltbar, sodass du es zum Kochen, Backen und Braten verwenden kannst. Um Schimmelbildung durch Kondenswasser zu verhindern, solltest du dein fertiges Butterschmalz nicht im Kühlschrank lagern.
So kannst du Ghee in deinen Alltag einbauen
Dein Ghee Marke Eigenbau kannst du im Anschluss auf vielfältige Weise einsetzen. Gerade durch die hohe Hitzebeständigkeit eignet es sich in der Küche als hervorragender Butterersatz beim Anbraten von Fleisch, Fisch und Gemüse. An dieser Stelle entfaltet das Schmalz zudem seine enorme Wirkung als Geschmacksträger, was deinen Gerichten einen besonderen Pfiff verleiht. Dementsprechend eignet es sich auch überall dort, wo deine Großmutter mit dem obligatorischen “Stich Butter” arbeitet. Also beispielsweise, um ein Risotto besonders cremig zu machen.
Alternativ kannst du Ghee also als Margarine-Ersatz beim Backen verwenden oder dieses in einem Topf zusammen mit mediterranen Gewürzen erhitzen und daraus eine Art Gewürzbutter herstellen. Du siehst, deiner Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.