Hast du schon einmal etwas von Endometriose gehört? Nein? Das ist kein Wunder, denn auch wenn es sich um die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung handelt, hören die meisten Betroffenen erst nach der Diagnose erstmals davon. In diesem Artikel erfährst du, was eine Endometriose ist, woran du sie erkennst, wie sie behandelt wird und was du selbst tun kannst.
Was ist Endometriose?
Bei der Endometriose handelt es sich um eine Erkrankung, bei der sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter ansiedeln. Auch wenn es sich um eine gutartige Erkrankung handelt, geht sie oft mit starken Schmerzen und Menstruationsbeschwerden einher. Das wuchernde Gewebe betrifft häufig die Eierstöcke, den Darm und das Beckengewebe.
Im Rahmen des monatlichen Zyklus bildet sich so Gewebe, das anders als die gesunde Gebärmutterschleimhaut nicht aus dem Körper ausgeschieden wird. Das im Körper verbleibende Gewebe verursacht in der Folge Verwachsungen, Zysten, Blutungen und Entzündungen. Jährlich treten allein in Deutschland rund 40.000 Neuerkrankungen auf.
Welche Formen gibt es?
Abhängig von der Lage der Endometriose unterscheiden Gynäkologen zwischen der Endometriosis genitalis interna, Endometriosis genitalis externa und der Endometriosis extragenitalis.
- Endometriosis genitalis externa: Hierbei handelt es sich um die häufigste Form der Erkrankung. Dabei liegen die Wucherungen außerhalb der Gebärmutter im Bereich des “kleinen Beckens”. Dazu zählen unter anderem der sogenannte “Douglas-Raum”, die Eierstöcke und die Haltebänder der Gebärmutter.
- Endometriosis genitalis interna: Die Wucherung tritt innerhalb des sogenannten Myometriums auf. Dabei handelt es sich um eine Muskelschicht innerhalb der Gebärmutterwand. Auch Endometriose-Herde im Eileiter gehören in diese Unterkategorie.
- Endometriosis extragenitalis: Bei der Endometrioses extragenitalis betrifft die Erkrankung Bereiche außerhalb des “kleinen Beckens” z.B. in der Blase, den Harnleitern oder dem Darm. In seltenen Fällen kann die Endometriose auch die Milz, die Lunge, die Knochen oder sogar das Gehirn betreffen.
Was sind Symptome einer Endometriose?
Bei der Endometriosis handelt es sich um eine tückische Erkrankung, weshalb sie auch als Chamäleon der Gynäkologie bezeichnet wird. In der Praxis zeigen sich die Symptome von Frau zu Frau mit unterschiedlicher Intensität. Bei manchen Frauen bleiben die Symptome sogar vollständig aus.
Um die Erkrankung zu erkennen, solltest du auf die folgenden Symptome achten:
1 · Starke Regelschmerzen: Häufig zeigen sich die Beschwerden in Form von Krämpfen und Schmerzen während oder kurz vor der Menstruation. Besonders stark sind die Schmerzen, wenn die Wucherungen in der Gebärmuttermuskulatur stecken. In solchen Fällen ist an einen geregelten Alltag inkl. Arbeiten nicht zu denken.
2 · Schmerzen beim Stuhlgang- und Wasserlassen: In selteneren Fällen ist die Erkrankung von Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen verbunden. Verantwortlich dafür ist die Tatsache, dass Darm und Blase mitbetroffen sind. In einigen Fällen kann es abhängig vom Zyklus zu Blutbeimengungen in Stuhl und Urin kommen.
3 · Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Beim Geschlechtsverkehr treten häufig brennende oder krampfartige Schmerzen auf. Auslöser für den Schmerz sind meist die betroffenen Haltebänder der Gebärmutter, die durch die Verschiebung der Organe beim Geschlechtsverkehr gereizt werden.
4 · Sonstige Unterleibsschmerzen: Schmerzen können aber auch unabhängig von der Regelblutung auftreten. Diese Schmerzen strahlen häufig in die Beine oder den Rücken aus. Auslöser sind häufig Verwachsungen zwischen den Unterleibsorganen.
5 · Auffällige Müdigkeit: Müdigkeit und Erschöpfung gehen bei der Erkrankung sowohl auf das Konto der entzündlichen Prozesse an sich als auch auf Schlafstörungen durch die vorhandenen Schmerzen zurück.
6 · Psychische Symptome: Abseits der körperlichen Belastung, kommt die Erkrankung auch mit einer nicht unerheblichen psychischen Belastung einher. Häufig sind Stressreaktionen wie Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen mögliche Symptome.
Ursachen und Risikofaktoren für eine Endometriose
Trotz intensiver wissenschaftlicher Forschung ist die genaue Ursache noch immer unklar. Ein fundierter Erklärungsansatz ist die sogenannte Verschleppungs- bzw. Transplantationstheorie. Diese besagt, dass Schleimhautzellen der Gebärmutter über den Blutkreislauf oder eine sogenannte retrograde Menstruation an andere Körperstellen verschleppt werden und sich dort anlagern.
Einen anderen Ansatz vertritt die Metaplasie-Theorie. Demnach bilden sich die Schleimhautzellen direkt vor Ort in der betroffenen Region. Interessant: Diese Theorie erklärt, warum die Erkrankung in sehr seltenen Fällen auch bei Männern auftreten kann.
Hinzu kommen mögliche Risikofaktoren wie Fehlfunktionen des Immunsystems, ein gestörter Hormonstoffwechsel oder genetische Faktoren. Auch wenn die Endometriose häufig bei mehreren Frauen innerhalb einer Familie auftritt, gibt es derzeit keine Hinweise auf eine direkte Vererbbarkeit.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung der Erkrankung hängt davon ab, welche Ausmaße die Beschwerden erreicht haben. Bei leichten Symptomen, bei denen keine großen Beschwerden vorhanden sind, ist häufig gar keine Behandlung notwendig. Kommt es dagegen zu anhaltenden Schmerzen, einer Störung der Organfunktion oder steht die Erkrankung dem Kinderwunsch entgegen, ist einen Therapie ratsam.
In der Regel bleibt es bei einer medikamentösen Behandlung mit Hilfe von Schmerzmitteln, Gestagen-Präparaten oder Hormonpräparaten. In schlimmeren Fällen wird die Erkrankung operativ behandelt. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Erkrankung die Ursache für eine Unfruchtbarkeit ist oder es zu schweren Beschwerden kommt.
Ziel der Operation ist die zielgerichtete Entfernung der Schleimhaut-Wucherungen. Meist erfolgt die Operation im Rahmen einer Bauchspiegelung mittels Laser, Skalpell oder elektrischem Strom. Nur in sehr seltenen Fällen ist heute noch die Entfernung von Eierstöcken oder Gebärmutter medizinisch erforderlich.
Was du selbst tun kannst
Um die Erkrankung in den Griff zu bekommen und die Symptome zu lindern, kannst du auch selbst einiges tun. In Kombination mit der medizinischen Therapie sind die Erfolgsaussichten gut.
1 · Treibe regelmäßig Sport: Vor allem sanfter Ausdauersport, hilft dabei, deinen Stoffwechsel gesund und in Schwung zu halten. Auch Walking, einfache Spaziergänge und Yoga sind ideal.
2 · Baue Stress ab: Wer viel Stress hat, zwingt seinen Körper zur Ausschüttung von Stresshormonen, die den Hormonhaushalt und damit auch etliche Stoffwechselprozesse durcheinanderwirbeln. Das wiederum erhöht das Risiko für eine Endometriosis. Erlaubt ist im Grunde genommen alles, was Stress abbaut: Seien es nun Massagen, Akupunktur, autogenes Training, Meditation, heiße Bäder, Saunagänge oder einfach einmal ein gutes Buch und eine Tasse Kakao auf dem Sofa.
3 · Achte auf deine Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hält deinen Körper im Gleichgewicht und baut einen Schutzschild gegen so manche Erkrankung auf. Insbesondere Lebensmittel, die oxidativem Stress und Entzündungen entgegenwirken sind sehr nützlich. Allem voran stehen hier Omega-3 reiche Nahrungsmittel wie Samen, Nüsse und fetter Seefisch wie Lachs.
4 · Naturheilkunde: So manches Mittelchen aus der Naturheilkunde ist eine hervorragende Ergänzung zur eigentlichen Behandlung. Kräuter wie Mönchspfeffer und Frauenmantel sowie Nachtkerzenöl sind schon seit Jahrhunderten für ihre schmerzlindernde Wirkung bei gynäkologischen Problemen bekannt. Auch CBD-Produkte erfreuen sich in jüngerer Vergangenheit immer größerer Beliebtheit.