Ja, wir wissen es doch alle, kein Trainingstag ist unter dem Strich so schmerzhaft wie der Leg Day. Und dennoch führt im Rahmen eines vernünftigen Trainings kein Weg darum herum – so viel steht jedenfalls fest. Du solltest das Beintraining also weniger als notwendiges Übel betrachten, sondern die Tatsache, dass du am Morgen danach kaum mehr einen Schritt vor den anderen setzen kannst, als Ehre ansehen. Das Beintraining ist aber nicht nur notwendig, um deinem Körper ein kräftiges Fundament zu liefern, sondern kann auch deinem Gehirn dabei helfen, an Leistungsfähigkeit zuzunehmen. Es gibt also mehr als nur einen guten Grund, den Leg Day nicht ausfallen zu lassen.
Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper
Mens sana in corpore sano, zu Deutsch ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Diese lateinische Redewendung bezeugt, dass bereits die alten Römer um die Verbindung zwischen der körperlichen und der geistigen Fitness wussten. Auch in unserer modernen Welt werden schon seit Jahrzehnten direkte Verbindungen zwischen der physischen Fitness und der Gesundheit unseres grauen Prozessors vermutet und hergestellt. Eine neue Studie des Kings College of London förderte jüngst zutage, dass diesbezüglich eine ganz spezielle Verbindung zwischen der Leistungsfähigkeit des Gehirns und dem Vorhandensein von starken Beinen besteht. Im Rahmen dieser Langzeitstudie beobachteten die britischen Forscher Paare von eineiigen Zwillingen über einen Zeitraum von zehn Jahren und fokussierten sich dabei auf den Zusammenhang zwischen körperlicher Kraft und den kognitiven Fähigkeiten. Überraschenderweise fand man heraus, dass die Zwillinge mit der stärker ausgeprägten Beinmuskulatur nach einem Zeitraum von zehn Jahren in kognitiver Hinsicht leistungsfähiger waren und, dass deren Gehirn im Vergleich zu ihren Zwillingen deutlich weniger Alterungsspuren aufwies.
Unabhängige Forscher stützen die britischen Erkenntnisse
Sheena Aurora, eine Professorin für Neurologie und Neurowissenschaften der US-amerikanischen Stanford University, die nicht an der Studie beteiligt war, bestätigt die Ergebnisse der britischen Forscher und unterstützt die These, dass die Kraft der Beine in direktem Zusammenhang mit der kognitiven Leistungsfähigkeit stehen kann. Nun stellt sich natürlich die Frage danach, die das Training der Beine das Gehirn zu beeinflussen vermag, denn schließlich handelt es sich bei unserem Denkorgan um keinen Muskel. So fehl am Platze ist der Vergleich mit einem Muskel gar nicht einmal, denn auf Basis der Funktionsprinzipien und Anpassungsprinzipien lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass sich die Leistungsfähigkeit des Gehirns ebenso wie die eines Muskels durch stetiges Training verbessern lässt. Nicht umsonst boomt der Markt für Spiele und Programme, die unsere grauen Zellen auf Trab halten sollen. Das Geheimnis der Verbindung zwischen Muskulatur und Gehirn liegt aber darin, dass dieses durch das Erlernen motorischer Fähigkeit, also beispielsweise das Erlernen und Perfektionieren von Übungsabläufen, extrem gefordert und damit gekräftigt wird. Je komplexer dabei die Übung, desto größer der Trainingseffekt. Darüber hinaus steigert Bewegung die allgemeine Durchblutung, sodass das Gehirn wesentlich besser mit Energie in Form von Kohlenhydraten sowie Sauerstoff versorgt werden kann.
Warum haben ausgerechnet die Beine einen so großen Einfluss?
Unter dem Strich klingt diese Schlussfolgerung logisch, warum insbesondere die Fitness der Beine einen solch immensen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns hat, ist jedoch nicht ganz geklärt. Dass es einen statistisch signifikanten Zusammenhang gibt, ließen allerdings nicht erst die Untersuchungen des Kings College vermuten, denn bereits im Vorfeld stellte man in zahlreichen Studien mit Ausdauersportlern fest, dass sich deren Gehirnleistung durch das regelmäßige Training deutlich verbesserte. Am stärksten fiel der Effekt allerdings auch in jenem Fall bei solchen Athleten ins Gewicht, die besonders kräftige Beine vorweisen konnten. Die britischen Forscher vermuten, dass der Einfluss der Beine so groß ist, da es sich um die mit Abstand größte Muskelgruppe des Körpers handelt, die darüber hinaus auch noch vergleichsweise am einfachsten zu trainierende ist. Die Studie legt also nicht nur nahe, dass sich starke Beine positiv auf die Hirnleistung auswirken, sondern auch, dass dieses Potenzial nicht genetisch vorbestimmt ist, sondern vor dir aktiv gesteuert werden kann. Wenn du also heute deine Beine trainierst, tust du auch in gleichem Maße etwas für deine kognitive Leistungsfähigkeit.
Fazit
Am Ende des Tages ist es also nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, die dir durch das Auslassen des Leg Days durch die Lappen geht, sondern auch erhebliches Entwicklungspotenzial deiner grauen Zellen, welches dir dabei hilft, auch in der Schule, in der Uni oder bei der Arbeit stets 100 Prozent zu geben. Und, lässt du jetzt noch einmal einen Leg Day ausfallen?